Wir waren im September 2021 ein paar Tage im Harz in Urlaub. Schon auf der Hinfahrt zum Urlaubsort Hahnenklee-Bockswiese (Stadt Goslar) mit dem Bocksberg (1142 m hoch) sahen wir oft an den Hängen tote Fichten. Oben auf dem Brocken (Blocksberg) wurde es gespenstisch: fast alle Fichten kurz unter dem Gipfel waren abgestorben. Wie kam es dazu? Was kann man dagegen machen?
Wie konnte es zu dem Fichtensterben kommen?
In den 1980er Jahren wurden im Erzgebirge in Sachsen über 60% der Waldfläche durch SO2 geschädigt. „Saurer Regen“ war die Ursache: im Westen wurde Braunkohle verbrannt, die z.B. im Tagebau/Kraftwerk Buschhaus für hohe SO2 Emissionen sorgte. Ministerpräsident Ernst Albrecht ließ dann die besonders versuchte Braunkohle verbrennen und die Abgase in einem über 300 m hohen Schornstein entweichen. In der Westwindzone führte das zur Erleichterung der DDR, aber die schwefligen Gase wurden in großem Bogen nach Norwegen geleitet, wo sie dann in Flüssen gelöst wurden. Die Fische starben, aber das übersäuerte Wasser war kristallklar. Vor der Wende war im Winter der Geruch von verbrannter Braunkohle in der DDR aber kennzeichnend und Todbringer für die Bäume im Erzgebirge. Durch Verminderung der Emissionen ist das heute nicht mehr das Hauptproblem.
Im Harz sterben die Fichten aus anderen Gründen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in den Höhenlagen des Harzes viele Fichten gepflanzt, die schneller als Buchen Holz für Bergbau und Wirtschaft für das Wirtschaftswunder liefern sollten. Dabei wurden die Fichten in zu hohen Höhenlagen gepflanzt, in denen sie sich natürlich nicht anpflanzen würden. In den letzten Jahren führte sehr heiße Sommer dazu, dass die Fichten nicht mehr genug Harz absondern konnten, um die Borkenkäfer abhalten zu können. Die Borkenkäfer konnten sich immens vermehren und töteten große Teil des Fichtenwaldes ab. Das führt heute zu Horrorbildern in den Hochlagen des Harzes wie am Brocken:
Blick von der Brockenbahn in den verstorbenen Fichtenwald.
Was kann man gegen das Fichtensterben machen?
Nichts. Außer neue Bäume pflanzen. Aber nicht Fichten. Detaillierte Informationen zum Fichtensterben im Harz gibt es z.B. beim Nationalpark Harz. Bundesweit mehren sich die Stimmen der Forstwissenschaftler, dass man auf anfällige Monokulturen mit Nadelholz verzichten solle und besser stabilere Mischwälder anbauen solle mit Laubbäumen inkl. ihrem zugehörige Ökosystem. Heute ist nicht mehr SO2 sondern mehr CO2 der Hauptfeind des Waldes. Wir brauchen mehr Wälder, um das CO2 mittels klassischer Biologie zu O2 und Bäumen zu wandeln.
Die Niedersächsische Landesforsten hat dazu einen 65 ha großen WeltWald in Bad Grund (Harz) mit über 600 verschiedenen Baum- und Strauchgarten errichtet. Waldgesellschaften mit typischen Haupt und Nebenbaumarten sowie Sträuchern.
Der Blick vom Hang des Mischwaldes (unten ein Kalkwerk) zeigt einen anderen Wald als den toten Fichtenwald.
Die Bürger können einerseits normal im Wald wandern (12 km Wege). Aber sie können sich andererseits auch sachkundig machen, welche Bäume und Büsche zu einander passen, um einen nachhaltigen Wald zu „bauen“. Neben zahlreichen Schildern gibt es auch Veranstaltungen, Waldpädagogikzentren, Kontakte zu Forstämtern.
Die WeltWald-Initiative ist neben Hochschulen wie der Universität Eberswalde eine der vielen Möglichkeiten, die man hat, um sich beraten zu lassen, wie man nachhaltige Wälder (wieder-)aufforstet, die partiell Schäden der Klimakrise heilen bzw. größeren Schäden durch CO2 vorbeugt. Hier bieten sich eine Vielzahl von Projekten an, mit denen aktiv Klimaschutz betreiben kann statt nur zu reden.