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Gotische Kathedralen: der Xantener Dom – Open Data?

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Xantener Dom um 1900 - Blick nach Osten über den Lettner in den Chor (Urheber unbekannt)

In Ergänzung des Artikels „Gotische Kathedralen – ein Open Data Projekt?“ soll heute ein einzelner gotischer Dom näher betrachtet werden: der Xantener Dom (oder auch Dom St. Viktor) am Niederrhein, der der größte Dom zwischen dem Kölner Dom und dem Meer ist. Dieser Dom ist keine Kathedrale, da hier kein Bischof sein Katheder hat. Der Bischof sitzt in Münster/Westfalen. Aber wir werden es sehen, wie es zu dieser prachtvollen Kirche kam und wie sie heute aussieht. Dabei sollen womöglich nicht nur Text und Bilder in Anspruch genommen werden, sondern auch weitere multimediale Möglichkeiten der Neuzeit. Wieder soll uns die Frage bewegen, wie wir unser kulturelles Erbe der Menschheit als Open Data im Internet verfügbar machen können. Diesem Zwecke soll heute der Xantener Dom als besonderes Schätzchen dienen, den ich als Niederrheiner seit meiner Kindheit kenne.

Geschichte

(Bilder können wie immer angeklickt werden, um sie größer zu machen)

Zunächst seien ein paar Worte darüber verloren, in welches Setting sich der Xantener Dom einbettet. Schon im Imperium Romanum spielte Xanten eine herausragende Rolle. Hier war das römische Lager Colonia Ulpia Traiana (CUT) (nach dem römischen Kaiser Marcus Ulpius Traianus um 110 n. Chr so genannt). Hierhin sollte eigentlich der Feldherr Varus seine drei Legionen ins Winterlager bringen, die von Hermann dem Cherusker im Jahre 9 nach Christus im Teutoburger Wald (wahrscheinlich bei Kalkriese) vollständig aufgerieben wurden. Das Lager lag direkt am Rhein, hatte einen Hafen, große Tempel und bot 10.000 Legionären umfriedet Platz. Wie sich der Xantener Raum in der Antike entwickelte, wie der Lauf des Rheines sich änderte, die Standorte der römischen Läger usw. lässt sich sehr schön an dem Geschichtsportal „Der Xantener Raum in der Antike“ ablesen. Im Gegensatz zu den rechtsrheinischen Cheruskern, Wikingern, Goten oder Hunnen ließen sich die Niederrheiner von der Hochkultur prägen und adaptierten sie, wer auch immer vorbeikam: Römer, Spanier, Franzosen oder Engländer. Heute ist hier der Archäologische Park Regionalmuseum Xanten (AXP) des Landschaftsverbandes Rheinland ein attraktives touristisches Ziel. 

Eine zweite Welle kam aus Rom: die Katholiken. Als Märtyrer der katholischen und orthodoxen Kirche wird der heilige Viktor von Xanten verehrt, der im 3. Jahrhundert (noch vor Konstantin, der den Katholizismus im Imperium Romanum zur Staatskirche machte) als römischer Soldat sich weigerte, den römischen Göttern zu huldigen, worauf seine gesamte Kohorte (Thebaische Legion) hingerichtet worden sein soll.

Eine interessante Posse am Rande ist der Niederrheinische Trojamythos. Danach interpretierte man die Dichtung von Homer, die er in seiner Odyssee niederlegte, dass  Odysseus, als er im Atlantik irrte, nicht die Themse nach London hochgefahren sein soll, sondern den Rhein nach Xanten, just um dort das neue Troja zu gründen. Da in den dunklen Zeiten des Mittelalters nach dem Zusammenbruch des Imperium Romanum die Schriftkultur nur wenig gepflegt wurde, war es ein Leichtes, das Traianum zu Troia zu verballhornen und selbst Hagen von Tronje zu involvieren.

Im dunklen Mittelalter war viel Zeit für Dönekes (wie der Niederrheiner sagt), so dass man die Idee des Rheingoldes ersann und auch Siegfried von Xanten (Siegfried der Drachentöter). In Xanten gebiert die burgundische Königstochter Kriemhilde, dem Nibelungenlied nach, Siegfrieds Sohn Gunther.

Nach den Nibelungen wurde es wieder ernst. Die Erinnerung an Viktor kam im 8. Jahrhundert auf und heute zweifelt man an den historischen Fakten. Zu Ehren Viktors und seiner Mitmärtyrer wurde dann ein Stift gegründet und eine romanische Kirche errichtet. Manche sagen, dass der Namen Xanten sich aus „Ad Sanctos“ (zu den Heiligen) ableitet.

1263 dann legte Friedrich von Hochstaden (der Bruder des Kölner Erzbischofes Konrad von Hochstaden) den Grundstein zu dem gotischen St.-Viktor-Dom, wie wir ihn heute kennen und dessen Bau 281 Jahre dauerte.

Im Achtzigjährigen Krieg (auch Spanisch-Niederländischer Krieg) von 1568 bis 1648 (also bis in den Dreißigjährigen Krieg hinein) trafen mit voller Wucht Katholiken auf Protestanten. In den Niederlanden breitete sich mit dem Calvinismus der Protestantismus aus, während die spanischen Herrscher versuchten, die Niederlande mit der Inquisition zu terrorisieren. Die Protestanten wüteten in katholischen Kirchen mit dem Bildersturm, da sich ihr fundamentalistischer Glaube nicht mit der Pracht katholischer Kirchen vertrug, so dass sie Gemälde, Skulpturen, Kirchenfenster und andere Bildnisse enthemmt zerstörten und wertvolle Kunstgegenstände vernichteten (wie vorher die Goten, Vandalen und andere kulturarme Völker in Rom). 1518 und 1614 wurde Xanten von spanischen Truppen besetzt. Es geht das Gerücht, dass wegen der Brutalität der spanischen Truppen, die ein großes Kreuz auf der Brust bzw. auf der Fahne trugen, protestantische Kirchen im Norden sich nun wie sonst nur katholische Kirchen im Süden einen Hahn statt eines Kreuzes auf die Kirchturmspitze setzen zur Erinnerung den Verrat von Petrus („Bevor der Hahn kräht, wirst Du mich dreimal verraten haben“).

Die Französische Revolution 1789 setzte den gotischen Kathedralen in Frankreich schwer zu. Sie wurden fast alle vom wütenden Mob geplündert, so dass die Ausstattung seit dem stark vermindert ist. Kurz danach wütete Napoleon Bonaparte in Europa bis Ägypten und Russland. 1794 wurde Xanten französisch besetzt. Der kirchliche Besitz wurde weitestgehend säkularisiert (z.T. gegen einkömmliche Ersatzzahlungen bis in die heutige Zeit) 1802 traf es Köln und Xanten. Kirchen wurden nur zur Versorgung der Bevölkerung als Pfarrkirchen überlassen. In Köln wurden die meisten Kirchen versteigert und anschließend von den neuen Besitzern geplündert: die Ausstattung heraus gerupft und die Gebäude oft zur Gewinnung von Baumaterial abgerissen. Doch Xanten hatte Glück: Gebäude und Ausstattung blieben erhalten. Dom und Stift gingen in den Besitz der St.-Viktor-Gemeinde über.

Battle of the Rhineland (Copyright by canadiansoldiers.com, siehe auch deren Artikel)

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde im März 1945 der Niederrhein erobert und besetzt. Neben Bombardierungen aus der Luft kämpften sich von Nordwesten drei britische Divisionen und die dritte Kanadische  Infanterie Division (Operationen VERITABLE (Schlacht im Reichswald) und BLOCKBUSTER) nach Wesel vor, während von Südosten die US-Truppen (9.te US-Armee, Operation GRENADE) aus den Ardennen kommend sich durchs Rheinland kämpften. Auf deutscher Seite wurde die 15. Panzergrenadierdivision mehr und mehr vom Niederrhein verdrängt und der Niederrhein vom Naziunwesen befreit. Vom 26.2. bis 3.3. 1945 kam es zu schweren und zähen Kämpfen im Hochwald westlich von Xanten. Am 10.3. waren dann auch Veen und Xanten genommen. Ich bin sonst kein Anhänger von militärischen Beschreibungen, aber die Schilderungen der mühsamen Kämpfe am Niederrhein, die vielen tausende Menschen alleine in dieser nicht dicht besiedelten Region das Leben gekostet hat, lassen uns ein Gefühl davon geben, was die NATO in Afghanistan anrichtet, wo es mittlerweile über 100.000 zivile Tote nach unserem Einmarsch gibt. Wegen der dürren Nachrichtenlage vom Hindukush ist es vielleicht hilfreich, sich auf dieser Kanadischen Website anzusehen, wie das aussieht, wenn Militär die eigene Heimat wie  hier das Rheinland verwüstet. Man möchte sich wünschen, dass mehr Katholiken wie Kardinal von Galen Rückgrat gegen die Nazis gezeigt hätten (wie bei der Enzyklika “Mit brennender Sorge“) anstatt sich schnöden Mammons wegen wie Eugenio Pacelli das Recht auf politische Betätigung im Reichskonkordat von den Nazis abkaufen zu lassen.

Xantener Dom 1945. (Quelle unbekannt)

Am 10., 13., 14., 21. Und 22. Februar 1945 wurde Xanten in einer Angriffsserie der britischen Royal Air Force heftig bombardiert, wodurch Xanten und der Dom schwer beschädigt wurden. Von Norden rückten Kanadier und Briten am Niederrhein vor, von Süden die Amerikaner, um bei Wesel gemeinsam den Rhein zu überqueren, um von dort den nördlichen Zangenarm zur Einkesselung des Ruhrgebietes voranzutreiben. Neben den heftigen Kämpfen im Reichswald und den Luftangriffen führte Artilleriebeschuss zu starken Schäden. So sah der Dom dann 1945 aus (siehe rechts):

Dass aus diesem schrecklichen Anblick wieder ein prachtvoller gotischer Dom werden konnten, ist nach zweiten Weltkrieg wesentlich auch Walter Bader zu verdanken, der von der Dombauhütte als Retter des Xantener Domes bezeichnet wird.

Zur Weiteren Exploration der Geschichte sei auch das Portal Rheinische Geschichte des Landschaftsverbandes Rheinland empfohlen.

Zeittafel

Hier in einer kleine Zeittafel die wesentlichen Ereignisse des Xantener Doms:

Zeittafel Xantener Doms

Lageplan

Es lohnt sich, auf Google-Maps oder Google Earth zu werfen (dort fehlt noch ein 3-D-Modell des Xantener Doms, wie es viele andere bedeutende öffentliche Gebäude, von Freiwilligen erstellt, haben), um die Geschichte Xantens nachvollziehen zu können:

Lageplan mit Römerlager, Altstadt und Xantener Dom (Quelle: Google Maps)

Auf dem Lageplan erkennt man am oberen Bildrand einen Rheinarm, an den südlich der Archäologische Park Colonia Ulpia (APX) grenzt. In der Antike war dort auch ein Hafen. Südlich davon erkennt man die Altstadt von Xanten, die einen Ring um den Dom schließt. Die Stadtmauer ist heute noch zum Teil erhalten. Am unteren Bildrand erkennt man den Dom. Als Besonderheit für eine katholischen Kirche ist zu erkennen, dass er sich nicht gerade von Osten (Chor) nach Westen (Türme) erstreckt, sonder schief in Südwest-Nordost-Richtung steht. Anders als z.B. der Kölner Dom. Nordwestlich des Domes ist auch der Kreuzgang erkennbar. Die Bundesstraße 57 ist in weiten Teilen des Niederrheins auch als Römerstraße bekannt, die manche noch in römischem Kopfsteinpflaster kannten.

Xantener Dom mit Panoramio-Fotos (Quelle: Google-Maps)

In Google-Maps und Google Earth findet man über den Dienst Panoramio viele Fotos vom Xantener Dom, wie man auf dem Kartenausschnitt sehen kann. Diese Fotos werden von Touristen und Liebhabern dort eingestellt.

Gebäude

Im 6. Jahrhundert begann man mit dem Bau einer Kirche aus römischem Bauschutt. Als 1236 der Grundstein für einen gotischen Neubau gelegt wurde, stand bereits ein romanischer Bau mit den beiden Türmen. Zunächst baute man den neuen Chor gotisch, dann nach Abriss des alten, romanischen/stauferischen Langhauses ein neues. Der Südturm brannte 1374 aus. Das wurde zum Anlass genommen, den Süd- und Nordturm zu modernisieren und dazwischen den Westeingang neu zu errichten.

Normalerweise kann man es sich schwer vorstellen, wie solch ein großen Gebäude gebaut wird. Noch dazu um ein altes herum, dass dann teilweise abgerissen wird. Doch beim Xantener Dom haben wir Hilfe. Im Internet gibt es einen Film, der eine Simulation der Bauausführung zeigt (von einem unbekannten Autor. Wenn jemand den Urheber kennt, bitte Nachricht an mich. Ich vermute, dass er aus einer Hochschule, womöglich von Bauingenieuren stammt. Der Film scheint während einer Führung aufgenommen zu sein, da der schlechte Ton nicht zum Film passt, der gleichzeitig dort abgefilmt wurde).

Animationsfilm zum Bau des Xantener Doms von 1260 bis 1560 in YouTube (Unbekannter Autor)

(Bild anklicken und der Film startet in YouTube. Mit Zurückknopf im Browser zurück zum Artikel). Eine bessere Version findet sich auf den Webseiten des Stiftsmuseums Xanten.

Grundriss

Grundriss des Doms (Quelle: Georg Dehio/Gustav von Bezold, 1887, nach wikipedia)

Der Grundriss zeigt den strukturellen Aufbau des Bauwerks. Rechts im Osten finden wir den Chor, in dem der Hochaltar steht und das Chorgestühl seinen Platz findet. Im Chor findet man auch den Abgang in die Krypta. Das Langhaus ist fünfschiffig wie der Kölner Dom. Man sieht die Säulen und die gotischen Kreuzrippen eingezeichnet.  In der Mitte befindet sich der Lettner (von lat. lectorium „Lesepult“). Dieser teilt viele Kirchen in den östlichen Raum, der liturgisch genutzt wurde (für Messen) und den westlichen Teil, in dem früher in gotischen Kathedralen weltliche Geschäfte erledigt wurden: Banken, Handel, Viehmarkt, als Kathedralen noch das zentrale Gebäude einer Stadt waren. Links im Westen dann die beiden Türme und der Westchor. Als Haupteingang wird heute das Südportal genutzt, während im Norden der Kreuzgang anschließt. Der Grundriss zeigt aber auch, dass dem Xantener Dom die typische Kreuzform fehlt, so wie er nicht nach Osten sondern Nordosten ausgerichtet ist, was seine Schönheit nicht mindert.

Chor
Der Chor ist meist die prächtigste Stelle in einer gotischen Kathedrale. Hohe Fenster in drei Himmelsrichtungen lassen extrem viel Licht in das Bauwerk, ein zentrales Anliegen in der Gotik. Das viele Licht sollte das Licht der Erkenntnis symbolisieren und dem Betrachter den Blick nach oben führen, wo das neue Jerusalem strahlte, in dem die Christenschar nach dem Ende der Welt Aufnahme finden würde. Hier findet man auch die prächtigsten Glasfenster. Im Xantener Dom ist der Chor vorgesehen für liturgische Zwecke der Kanoniker (Stiftsherren/-damen, Chorherren/-damen), während die Pfarrei auf der anderen Seite des Lettners im Westturm die Messe feiert. Nota bene: die weibliche Form ist nicht eine Folge von modernem Gendern sondern der historichen Tatsache geschuldet ist, dass Kanonissinnen schon im 11. Jahrhundert erwähnt wurden.

Krypta

Gedenkstein für Opfer des Konzentrationslagers Dachau in Krypta (Quelle: Ksoll)

1933 wurde unter dem Chor bei Ausgrabungen ein Doppelgrab aus dem 4. Jahrhundert entdeckt. Wer dort lag, ist unbekannt, aber es wurde eine Krypta angelegt, die 1936 durch den Bischof von Münster,  Clemens August Graf von Galen, geweiht wurde. Dort werden heute auch einige Xantener Geistliche geehrt, die unter den Nationalsozialisten gelitten haben. Gedenksteine befinden sich dort, u.a. einer für Dachau (siehe rechts).

Mein Großonkel war katholischer Priester, der von den Nazis nicht begeistert war und sich weigerte, die von Eugenio Pacelli zur Erlangung des Reichskonkordates in Folge der Neuordnung des kanonischen Rechtes angeordnete bedingungslose Duldung der Nazis zu tragen (Siehe auch Ralf Hochhuth: “Der Stellvertreter“). Nach Abmahnung durch die Gestapo und erneuter öffentlicher Predigt gegen die Nazis wurde mein Großonkol in das KZ Dachau gebracht. Schon in meiner Kindheit las ich das Buch „Christus in Dachau“, in dem beschrieben wird, wie es den katholischen Geistlichen im KZ Dachau erging.  Nach dem Krieg hielten die überlebenden Geistlichen eng zusammen und trafen sich regelmäßig. So kann ich mich erinnern, dass mich mein Großonkel in den 1960er Jahren einmal mit nach Xanten nahm, wo ein Treffen stattfand. Aus diesem Besuch hatte ich den Dom eigentlich als dunklen Bau in Erinnerung.

Die Krypta ist häufig der Raum im Keller, über den eine andere Kirche gebaut wird. Ken Follet beschreibt in Die Säulen der Erde in Anlehnung an die Kathedrale von Salisbury auch den Bau einer gotischen Kathedrale über einer älteren Krypta.

Westbau

Brände und Wiederherstellungen bestimmten vor der Jahrtausendwende um 1000 das Bild. 1165 war dann der Westbau geweiht worden, von dem die Türme und der Westchor stammen. Dieser staufische Bau ist noch in romanischer Bauweise errichtet worden. So finden wir noch heute die rundbögigen Fenster der Romanik. Die später erstellte gotische Westfassade hat zwar gotische Fenster, aber ihr fehlen die drei Portale (für die Dreifaltigkeit) und die Rose (für die Jungfrau Maria), wie sie in Frankreich in der Frühgotik entwickelt wurden.

Südportal

Südportal mit “Kalvarienberg” rechts (Quelle: Ksoll).

Das Südportal ist reich gotisch verziert. Es finden sich Skulpturen mit Heiligen: Viktor, Matthäus, Johannes, Paulus, Christus, Petrus, Lukas, Markus, Helena. Rechts vom Südportal findet man den von Gerhard Berendonck gestifteten „Kalvarienberg“, der Hinrichtungsstätte Jesu Christi, mit den drei Kreuzen, die auf der Grabplatte des Stifters stehen.

Kreuzgang

Ein Kreuzgang ist ein Wandelgang in einem Kloster oder Stift um einen Innenhof herum. In Xanten schließt er direkt nördlich an den Dom an.

Kreuzgang (Quelle: Ksoll)

Der Kreuzgang (erbaut 1543-1546) ist Teil der Stiftungsimmunität.

Kreuzgang und Dom mit Strebewerk (Quelle: Ksoll)

In der Mitte des Rasens sieht man die Kopie aus dem Jahre 1903 (Mormann), die ursprünglich um 1370 entstanden ist. Der  Kreuzgang schließt direkt an den Dom nördlich an und man kann von ihm aus das mächtige Strebewerk erkennen, das für die Ableitung der Schubkräfte notwendig ist bei einer gotischen Kathedrale, deren Mauern in ihrer Tragfähigkeit  gegenüber romanischen Kirchen wegen der großen Glasfenster gemindert ist.

Kreuzgang und Türme (Quelle: Ksoll)

Das gleißende Licht beim Blick zu den Türmen hoch, ist nicht der blendende Lichtstrahl des neuen Jerusalems, sondern Gegenlicht bei wunderbarem, sonnigen Wetter während der Aufnahmen.

Ausstattung

Die Ausstattung des Xantener Doms ist neben der gotischen Pracht des Gebäudes ein wahrer Hort von Kunstschätzen. Mich hat mein letzter Besuch in Xanten an die Worte des Dean der Kathedrale von Winchester erinnert, der in begeisternden Worten sein Haus preist, dass nicht nur als Museum dient, um die Geschichte zu verstehen, sondern auch um ein veränderndes Erlebnis zu haben. Der Videofilm des Deans von Winchester ist auch online.

Altäre

Neben dem Hochaltar sind weitere 24 meist aus Holz geschnitzte Altäre heute erhalten.

Hochaltar (Quelle: Ksoll)

Das Bild zeigt den Hochaltar im Chor. In der Mitte finden sich das Reliquienrepositorium (1529-1544), rechts und links Altarflügel von Barthel Bruyn. Der Leuchterbogen davor stammt aus dem Jahre 1501.

Marienleuchter (Quelle: Ksoll)

Der Marienleuchter vor dem Hochaltar ist aus dem Jahre 1905. Er lässt das Doppelbildnis von Maria auf einer Mondsichel von 1507 stehen und enthält Apostelfiguren aus dem Jahre 1450.

Lettner (Quelle: Ksoll)

In die Mitte des Langhauses wurde zwischen 1396 und 1400 ein Lettner eingefügt. Dieser trennt den östlichen Chor, wo die Kanoniker ihren liturgischen Raum haben, vom westlichen Altarraum, der der Gemeinde dient (gemauerter Tabernakel, Zelebrationsaltar von 1976). Man sieht auf dem Bild außer dem Lettner das typisch gotische Kreuzrippen-Gewölbe des Langhaus, dahinter den hellen Chor. Man sieht links am Lettner vorbei das Chorgestühl für Kanoniker aus dem Jahre 1228. Die Säulen des Mittelschiffes sind reichhaltig mit Skulpturen veredelt (Apostel, Maria, Viktor, Helena, Augustinus, Martin, Cornelius, Ambrosius, Hl. Drei Könige).

Altäre im Seitenschiff (Quelle: Ksoll)

An den Seitenschiffen befinden sich weitere Altäre an den Säulen. Vorn der Martinusaltar von 1485/1510/1524, dahinter Antoniusaltar und Matthiasaltar

Rechter Flügel des Antonius-Altars (Quelle: Ksoll)

Aus dem Antoniusaltar stammt dieser rechte Flügel von Jan Baegert aus Wesel,gemalt um 1510. Man erkennt in mehreren Szenen den heiligen Antonius. Vorne links wehrt er die Versuchung durch die Frauen ab.  Rechts vorne bannt er Satan (offenbar weiblichen Geschlechtes). Während im Vordergrund bei Antonius Frauen stehen, geht es im hinteren Bereich eher um irdische Dinge wie Versuchung durch Gold, Raben, die Einsiedlern Brot bringen, den Besuch des hl. Athanasius bis hin zum Wegtragen der Leiche von Antonius rechts oben.

Pietà und Freimaurer (Quelle: Ksoll)

Im südlichen Seitenschiff steht diese Skulptur Mariens mit dem toten Jesus (Pietà oder Mater Dolorosa – schmerzensreiche Mutter). Die bekannteste Pietà ist wohl die von Michelangelo aus Marmor im Petersdom). Hinter der Skulptur ist ein Altar, der das Symbol der Freimaurer zeigt.

Teppiche

Im Chor und Chorschluss sind einige Wände mit kostbaren Teppichen aus dem 15. Und 16. Jahrhundert verziert. Berühmt ist zum Beipsiel der Wandteppich Ester von Ahasveros oder der Vorgeschmack auf das Paradies.

Fenster

Erstes Norbertfenster (Quelle: Ksoll)

Eine Vielzahl von bunten Glas-Fenstern, die für eine gotische Kirche für die Erhellung des Kirchenraumes besonders charakteristisch sind, finden sich im Xantener Dom. Einige wie die Anbetung der Könige sind aus der Zeit vor 1311, andere aus dem 14. Bis 16. Jahrhundert. Aber auch im 19. Und 20. Jahrhundert wurden noch weitere Fenster eingefügt. Während des zweiten Weltkrieges wurden die Fenster und andere Kunstgegenstände in Sicherheit gebracht, so dass sie heute trotz Bombardierung durch der Alliierten halten sind. Das Bild zeigt das erste Norbert-Fenster von Paul Weigmann aus dem Jahre 1973.

Orgel und Glocken

Obwohl ich musikalisch nicht ganz so bewandert bin wie in allem anderen :-) , sei noch gesagt, dass 1975 aus der Orgelwerkstatt Seifert aus Kevelaer eingebaut wurde. Wolfgang Schwerig, der Domorganist, hat einige Stück auf dieser Orgel konservieren lassen und auch ein Vollgeläut der Glocken, die man ausschnittsweise auch online hören kann. Aktuelle Konzerttermine und weitere Informationen über die Dommusik-Xanten findet amn auf dem gleichnamigen Webserver.

Xantener Dom heute

Nach den vielen kriegerischen Zerstörungen des Domes und seiner Ausstattung zeigt sich der Xantener Dom in einer kunstvollen Pracht, wie sie wohl sonst nie in seiner langen Lebenszeit zu sehen war. Im Jahre 2013 wird das 750-jährige Domjubiläum gefeiert. Es wird begleitet werden von Zahlreichen Sonderveranstaltungen, die z.T. gerade u.a. von der Probsteigemeinde geplant werden.

Aber auch unabhängig von den Jubiläumsfeierlichkeiten ist der Besuch des Domes und auch der lieblichen Stadt Xanten einen Ausflug wert.

Die meisten Fotos oben sind von mir (und daher von verbesserungsfähiger Qualität, aber wir haben nun mal ein kulturfeindliches Urheberrecht, dass die Verbreitung kulturellen Wissens eher behindert, wie ich schon im Sherlock-Artikel dartat.

Hinten finden Sie noch ein Menge Quellen, die z.T. auch im Text benutzt wurden. Wenn Sie Ergänzungen haben, lassen Sie es mich als Kommentar wissen oder per E-Mail. Wir sollten aber nicht ruhen, uns Gedanken zu machen, wie wir unser kulturelles Erbe unseren Nachfahren zugänglich machen. Da ist neben der physischen Zugänglichkeit auch an die unter uns zu denken, die nicht mal eben nach Xanten fahren können, sondern darauf angewiesen sind, über das Internet die Welt zu entdecken.  Hier in Xanten haben über 2.000 Jahre viele Menschen Bedeutendes geschaffen.

Was hat das nun mit Open Data zu tun? Nun, normalerweise denkt man bei Open Data an die Befreiung von Daten des Staates, damit sie den Bürgern Nutzen stiften können. In der Tat hat auch der Staat viele Daten, z.B. im Landschaftsverband Rheinland, die noch nicht digitalisiert sind und der Bevölkerung im Internet kostenlos zur Verfügung gestellt werden könnten (hochwertige Abbildungen von Gebäuden, Bildern, Skulpturen, Schätzen, usw. aber auch digitalisierte Bücher und Urkunden). Aber nicht nur der Staat, sondern auch die Kirche hat noch viele Dinge, die die Menschen im Internet erquicken könnten, denen es nicht vergönnt ist, selbst in Xanten zu erscheinen. Aber umfassend, nicht wie mein bescheidener Teaser hier. Wer es nicht schafft, alles selbst zu digitalisieren, findet sicherlich auch Hilfe, die man neudeutsch Crowdsourcing nennt, also Freiwillige (wie wir das schon bei den 3-D-Modellen anderer Kathedralen gesehen habe. Selbst die neogotische Friedrichswerder-Kirche von Schinkel ist in 3-D in Google Earth drin).

Lasst uns die Daten befreien und an unserem kulturellen Erbe die Welt partizipieren oder wie der Katholike sagt:  Gloria in excelsis Deo (Ehre sei Gott in der Höhe).

Wer wirft den ersten Stein? Und sei es ein Drachenfels-Trachyt (vulkanisches Gestein) wie am Xantener Dom ;-)

(Weitere) Quellen

Webserver:

Artikel:

Bücher:

  • Hans Peter Hilger: Der Dom zu Xanten und seine Kunstschätze. Dritte Auflage, 2007. ISBN 978-3-7845-5242-2. Ca. 28 Seiten Text, dann viele Bilder des Bauwerkes und seiner Ausstattung. 115 Seiten, 12,80 €. Wird auch im Dom verkauft.
  • Jürgen Kaiser: Gotik im Rheinland. Fotografiert von Florian Monheim. Greven Verlag Köln. 2011. 240 Seiten. 48 €. ISBN-13: 978-3-7743-0483-3. 230 farbige Abbildungen.
    Der Erzbischof Joachim Kardinal Meisner hat das Buch Ende 2011 in Köln vorgestellt. Der Film dazu ist im Domradio zu sehen.

Filme:

Filme auf YouTube:

Musik:


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