Die Weltwirtschaft läuft nicht rund. 2007 kam es zu einem großen Crash der Finanzwirtschaft. Das Schaffen von immer neuen Arbeitsplätzen durch Hintereinanderketten von immer mehr sinnlosen, virtuellen Finanzprodukten fiel wie ein schlecht gebautes Kartenhaus zusammen. In den führenden westlichen Staaten wächst die Armut für den großen Teil der Bevölkerung, für einen winzigen Teil der Gesellschaft wächst der Reichtum explosionsartig. Die Ungleichheit wird größer, die Gini-Koeffizienten für Einkommen und Vermögen schlechter. Die verarmenden Schichten werden systematisch rechten Demagogen in die Arme getragen (Brexit in UK, Front National in F, Rechtsruck in Polen, AfD in Deutschland, Trump in den USA). Langsam fängt auch die Wissenschaft an, die dramatischen Folgen der exzessiven Umverteilung von unten nach oben nach verfehlten Versprechungen der neoliberalen Dogmen zu beleuchten. Thomas Piketty hat die Auswirkungen statistisch nationalökonomisch untersucht in „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ (2014). Die Friederich-Ebert-Stiftung (FES) wird 2016 zunehmend unruhig und hat zuletzt eine Studie mit dem Titel „Ungleichheit und makroökonomische Instabilität“ vorgelegt. Am Krassesten aber hat 2015 schon der US-Amerikaner Martin Ford die Finger in die Wunden der Nationalökonomie gelegt, die Roboter und die Künstliche Intelligenz öffnen mit dem von McKinsey als Business Book oft the Year 2015 bepreisten „The Rise of the Robots – Technology and the Threat of Mass Unemployment“. Der technologische Fortschritt, der uns das Leben einfacher macht oder in theologischer Notation dem Paradiese wieder näher bringt, kommt fast nur noch dem Faktor Kapital zu gute, während der Faktor Arbeit verarmt bis hin zur Massenarbeitslosigkeit. Dabei sieht es danach aus, als wenn es gegen die protestantische Ethik nicht gottgewollt ist, sondern durch falsche Rahmenbedingungen, die die Politik den Märkten vorgibt, statt der unsichtbaren Hand zu helfen, den Wohlstand aller zu mehren. Hier sollen nun ein paar Aspekte aufgezeigt werden,
- wie die neuen technischen Möglichkeiten das Arbeitsleben verändern,
- wie die ökonomischen und politischen Auswirkungen dadurch sind und
- welche Parameter zur Mitte zurückführen.
Neue Möglichkeiten durch KI und Robotik | Ökonomische Auswirkungen | Politische Auswirkungen | Notwendige Maßnahmen | Zusammenfassung
Neue Möglichkeiten durch KI und Robotik
Künstliche Intelligenz und Roboter schaffen neue Möglichkeiten, die z.T. menschliche Arbeitskraft freisetzen können. Anders als bei der Industrialisierung werden aber nicht nur Arbeiter (blue collar) sondern auch Angestellte (white collar) freigesetzt. In den folgenden Beispielen wird die Einkommenshierarchie von oben nach unten diskutiert.
KI-Systeme wie Watson von der IBM können Ärzten bei der Diagnose helfen. Sie ersetzen dann eine zweite (menschliche) Meinung mit häufig besseren Ergebnissen.
Zur Vorbereitung von Rechtsstreitigkeiten von Gericht werden in den USA vermehrt Jura-Absolventen nicht mehr vor Gericht eingesetzt, sondern mit (KI-gestützten) Recherchen im Backoffice eingesetzt mit entsprechend verminderten Karrierechancen.
Routine-Tätigkeiten in Verwaltungen (Banken, Versicherungen, Öffentlicher Dienst) können durch Automaten ersetzt werden. Krassestes Beispiel ist die Wall Street, die nach dem Crash 2007 ein Drittel ihrer Broker (100.000 Personen) freisetzte. Das Trading wird vermehrt von Maschinen ersetzt, wobei sogar von Chicago nach New York neue Glasfasern quer durch das Gebirge verlegt werden, um durch den abgekürzten Weg Millisekunden an Übertragungszeit zu gewinnen, um vor dem Wettbewerber den Automaten den Deal machen zu lassen.
Früher waren für arbeitslos gewordenen Akademiker in den USA immer noch zwei Bereich (mit Verdienstverlust) als Auswege offen: als ungelernte Kraft in der Fast-Food-Industrie arbeiten oder als Taxifahrer. Aber auch diese Bereiche stehen unter Druck:
- Martin Ford beschreibt die Arbeiten an Fastfood-Restaurant, in denen nur noch Maschinen arbeiten von der Bereitung der Zutaten bis zur Interaktion mit dem Kunden
- Das selbstfahrende Auto macht mit der Technologie von Uber zur Fahrtvermittlung den Taxifahrer überflüssig. Wobei mit dem selbstfahrenden Auto noch weitere Effizienzgewinne im Individualverkehr erreichbar sind insbesondere, wenn nicht alle Arbeitnehmer gleichzeitig zur Arbeit fahren. Das würde die traditionelle Autoindustrie mit weiteren Absatzrückgängen treffen. Die Autoindustrie ist jetzt schon getroffen durch den Wertewandel jüngerer Menschen, die nicht mehr zwingend mit 18 Jahren ein eigenes Auto brauchen oder wollen. Zudem drückt das Carsharing auf das Absatzpotenzial der Autoindustrie. Wenn also intelligente Technik den Kfz-Bedarf herabsetzt, werden nicht nur Fabrikarbeiter und Verkäufer frei, sondern auch Kapitaleinsatzmöglichkeiten in der Automobilindustrie. Zum Teil zeigen sich diese Effekte auch im Niedergang der Autoindustrie in den USA.
Es gibt aber auch technologische Versprechungen, die derzeit weniger halten, als sie versprechen:
- In der Bildung gibt es die MOOCs (Massive Open Online Courses). Theoretisch haben sie das Potenzial, dass gleichzeitig oder sequenziell tausende und hunderttausende Studenten (oder allgemein Lernende) online und weltweit bei den besten und beliebtesten Professoren (oder allgemein Lehrenden) sich unterrichten lassen können. Da die Veranstaltungen kostenlos sind (open), würde auch das Dilemma des Präsenzunterrichtes an US- und UK-Hochschulen lösen, die durch ihre exzessiv aufgewachsenen Studiengebühren, für Studenten, die von ihrer Investition in Bildung danach leben müssen, nicht mehr rentierlich sind. Somit also nicht mehr Intelligenz das entscheidende Kriterium für ein Studium wird, sondern Reichtum.
- Seit ca. 30 Jahren werden aus Japan Pflegeroboter Japan hat die schlimmsten demografischen Probleme der Industrieländer: mit wachsendem Wohlstand nimmt die Fertilität von Frauen drastisch ab (von früher sechs Kindern pro Frau auf 1,3 oder 1,4 Kinder im statistischen Mittel, wie in Deutschland, in Italien usw. (siehe auch Club of Rome). Damit überaltert die Gesellschaft: mehr Pflegebedürftigen in hohem Alter (durch medizinischen Fortschritt beschleunigt) stehen weniger produktive Menschen gegenüber, die Pflege leisten könnten. Allerdings ist die Pflege von Menschen für Roboter extrem schwierig. In Deutschland sind 2/3 der Pflegebedürftigen zu Hause ambulant und 1/3 stationär in Einrichtungen. Derzeit gibt es keine Pflegeroboter, die über mehrere Etagen im Eigenheim arbeiten können, Personen heben können, Körperpflege verrichten, Nahrung reichen können, Wundpflegemachen können und Entertainment bieten. Statt industrieller Reife gibt es nur in regelmäßigen Abständen Erstaunen über die jeweils weiteren Fortschritte der Roboter.
Jeremy Rifkin weist auf einen anderen Effekt intelligenter Technologie hin. Manche Güter lassen sich heute mit Grenzkosten von nahezu null distribuieren. Dies haben insbesondere Medienkonzerne zu spüren bekommen, die ihre hohen Preise früher mit den hohen analogen Kosten begründeten. Zeitungen mussten gedruckt und zu den Lesern transportiert werden. Musik-CD und Film-DVDs müssen gepresst werden und in den Einzelhandel transportiert werden, um dort mühsam händisch verkauft zu werden: Dank des Internet ist digitaler Content nur einen Mausklick entfernt. Oft wird auch auf Austausch von Geld dabei verzichtet. Die Medienindustrie wird auch stark betroffen dadurch, dass Werbeumsätze von wenig zielgenauen Zeitungen oder klassischem Fernsehen hin zu zielgenaueren Werbung, die von z.B. Facebook und Google mit künstlicher Intelligenz genauer an den Verbraucher gebracht werden. Große Medienkonzerne versuchten durch Lobbyismus für ein Leistungsschutzrecht das Gestern zu konservieren, aber sie waren wenig erfolgreich außer in der geringfügigen Behinderung der Digitalisierung: Facebook und Google erzielen Mrd-$-Umsätze mit Werbung sowie auch Mrd. Gewinne.
In seinem Buch Die Nullgrenzkostengesellschaft beschreibt Rifkin ein Szenario einer der Transformation eines anderen Industriezweiges durch Digitalisierung. Es ist heute denkbar, dass in ländlichen Kommunen in Küstennähe mit viel Wind Bürger zu Genossenschaften zusammentun, um ihren eigenen Strom zu produzieren. 3-D-Drucker, die heute schon erste Häuser drucken, könnten ganz Windkraftanlagen drucken. Dabei können die Baupläne als Open Source aus dem Internet geladen werden können. Open Source, also frei verfügbare, kostenlose und quelleoffene Software, kennt man auch von der Internet-Software (TCP/IP, vom US-Verteidigungsministerium in die Gemeinfreiheit gestellt), Linux als Unix-ähnliches Betriebssystem oder z.B. LibreOffice für Text-, Tabellen und Präsentationsverarbeitung sowie auch schon Robotics Open Source für Roboter. Solche KI und Robotics-gestützten Konzepte haben das Potenzial, klassische Hochrisiko-Technologien wie Atomkraftwerke oder Kohlekraftwerke zu ersetzen. Dann stehen nicht mehr kapitalintensive Industrieanlagen im Vordergrund, sondern dezentrale Versorgungskonzepte mit geringerem Risiko und geringerem Kapitalaufwand (Brennstoffkosten entfallen völlig).
Beim Carsharing, wo Autos nicht mehr durch einen einzelnen Eigentümer genutzt werden, sondern durch eine Vielzahl, die die Nutzung des Fahrzeuges durch intelligente Software mit Internetverbindung managet, meint Rifkin, das ab ca. 10% weniger gekauften Autos die Autoindustrie unruhig wird und Umsatzverluste wenigstens partiell durch Einstieg in das Sharing-Geschäft kompensieren will, wie man an DriveNow von BMW oder Car2go von Mercedes sieht.
Rifkin meint, dass durch solche Effekte der Kapitalismus auf dem Rückzug sei. Auf jeden Fall verändert er sich. Allerdings sind manche Träume noch weit. So hat Car2go in 2015 sein Leihgebiet in Berlin schon wieder schrumpfen lassen und ist deutlich unattraktiver geworden.
Im Jahre 2015 haben es Big Data, Machine Learning und Cloud Computing mit einer Vielzahl von Beispiele in die Medien geschafft. Deutschland ist in der Digitalisierung extrem zäh und weit zurück. Beim E-Government hat man sich sogar durch falsch gewählte Technologie in eine Sackgasse manövriert mit nachlassenden Nutzerzahlen. Viele Länder sind schon weiter als Deutschland, natürlich insbesondere die USA mit dem Silicon Valley (was in Deutschland aus Neid häufig zu Trotzreaktionen mit der Forderung nach mehr theoretischem Datenschutz ohne nachgewiesene, konkrete Schäden führt oder zu offener Maschinenstürmerei), aber auch kleine Länder wie Estland, dass die EU-Subventionen nach der politischen Wende intelligent investierte. Aber auch in Deutschland werden Künstliche Intelligenz und Robotik auch zusammen mit plakativen Begriffen wie Industrie 4.0, Internet der Dinge (Internet of Things IoT) noch mehr den Sprung aus dem Marketing in die Realität schaffen und auf der Gartner Hype-Kurve nach rechts surfen.
In der Informatik wird immer regelmäßig diskutiert, wann es bei der Künstlichen Intelligenz zur Technischen Singularität kommt, d.h. dass Computer und Roboter den Menschen nicht mehr brauchen, sondern sich selber reproduzieren und ständig weiter verbessern weit über die menschlichen Möglichkeiten hinaus. In der physischen Welt wäre das Äquivalent eines Urknalls eines Schwarzen Loches, also von immenser Auswirkung. Die gegenwärtigen raschen Fortschritte bei Technik und Intelligenz lassen die Singularität rasch näher kommen scheinen, konservative Menschen rechnen damit, dass sie sehr viel später oder gar nicht kommt.
In der Summe aber sind die Fortschritte der Künstlichen Intelligenz und der Robotik so heftig, dass im Zusammenspiel mit falscher Regulierung unserer Marktwirtschaften diese zusammen zu brechen drohen, wie wir im nächsten Abschnitt sehen werden.
Ökonomische Auswirkungen
Nach dem zweiten Weltkrieg kam es in den westlichen Staaten zu einem enormen wirtschaftlichen Aufschwung. Auch die Kriegsverursacher Deutschland und Japan partizipierten massiv davon. In Deutschland standen im „Wirtschaftswunder“ für die Familien drei Dinge im Vordergrund: Eigenheim, Auto, Italienurlaub. Produktivitätsgewinne wurden fair zwischen Arbeit und Kapital geteilt. Die Gewerkschaften waren stark, die Löhne stiegen und der allgemeine Wohlstand. Bildung wurde auch für Arbeiter erstrebenswert, neue Hochschulen entstanden in den 1970ern, dort wo Kaiser Wilhelm sie verboten hatte, weil ihm gebildete Menschen aus der Arbeiterschaft gefährlich erschienen, zumal er auch in den 1870ern heftige Probleme mit den wachsenden Sozialisten und der SPD hatte, was durch eine entgegenkommende Sozialpolitik, z.B. durch eine allgemeine Rentenversicherung, durch Bismarck gepuffert wurde.
Aber nach 1970 wurden die ökonomischen Parameter zunächst in den USA verändert. Das Bretton Woods System mit festen Wechselkursen wurde aufgekündigt. Die Golddeckung des Dollars wurde aufgehoben. Die Kriege der USA, z.B. in Vietnam brachten keine Beute mehr (wie noch Renditen durch den Marshall-Plan nach 1945), sondern waren renditelose, konsumtive Ausgaben statt Investitionen in die Zukunft. Zudem begann eine Serie von militärischen Abenteuern, die auch nicht mehr wie 1945 durch militärische Siege geprägt waren. 1975 mussten sich die USA ehrlos als Verlierer aus Vietnam zurückziehen, nachdem dort ca. fünf Millionen Menschen, meistens Zivilisten, Frauen und Kinder, mit Massenvernichtungswaffen wie Napalm und Agent Orange brutal abgeschlachtet wurden, die in Kriegsverbrechen wie My Lai mündete.
Doch noch wirkte der amerikanische Traum vom Wohlstand der Mittelschicht in einer offenen Gesellschaft, während der Neoliberalismus schon an der Zerstörung arbeitete. Akademisch wurde der Umbau von den Chicago Boys wie Milton Friedman vorangetrieben, politisch von Leuten wie Roland Reagan und Margaret Thatcher. Es wurde das empirisch nicht gesicherte Märchen erfunden, man müsse nur die Umverteilung von unten nach oben beschleunigen, dann würde es dem Mittelstand durch „Trickle down“ (also das Herunterträufeln des Wohlstand von den Reichen zu den Armen) besser gehen. Doch viele der damals erfolgten Parameteränderung für nur zu einer dramatisch beschleunigten Umverteilung von unten nach oben, was faktisch zu einer Sklavengesellschaft (von den Einkommensverhältnissen her) wie im Imperium Romanum führte.
Abbildung 1 Entkopplung Produktivitäts- und Lohnentwicklung seit 1970
Josh Bivens und Lawrence Mishel haben 2015 in dem Artikel „Understanding the Historic Divergence Between Productivity and a Typical Worker’s Pay“ gezeigt, wie empirisch in den USA nachgewiesen werden kann, dass der Konsens, dass Produktivitätsgewinne fair zwischen Arbeit und Kapital geteilt wurden, in den 1970ern aufgekündigt wurde. Die Löhne stagnieren seit über 40 Jahren real. Die Produktivitätsgewinne kommen seit dem einseitig dem Faktor Kapital zu gute und gefährden die Stabilität der Marktwirtschaft.
Eine Vielzahl von ökonomischen Parameter änderten sich zuungunsten von Mittelstand und Unterschicht:
Die japanische Automobilindustrie wurde wettbewerbsfähiger durch modernere Managementmethoden (Lean Management, Kanban), was das MIT lange zum Nachdenken zwang. Arbeitsplätze in der US-Automobilindustrie verschwanden, in anderen Ländern wie UK oder DDR waren sie nicht wettbewerbsfähig.
1984 führte VW in Wolfsburg in der Halle 54 die ersten Roboter ein. Die Fertigung wurde dadurch effizienter und konnte mit weniger Personen durchgeführt werden. Mit Einführung des Computer Integrated Manufacturing wurde die Anzahl der Mitarbeiter von 5.000 auf 4.000 in der Halle 54 herabgesetzt. Besonders perfide ist es, Ingenieure anzutreiben, den Robotereinsatz voranzubringen, um ihnen danach von der Bundesbank eröffnen zu lassen, dass sie nun bei der gestiegenen Effizienz leider bis 69 arbeiten müssten, da das System nun nicht mehr leistungsfähig genug sei, ihnen die Rente wie früher zahlen zu können.
Nicht nur die Fertigungsindustrie verlor Arbeitsplätze, sondern auch die Dienstleistungsbranchen. Wenn es nicht wegen fehlender Wettbewerbsfähigkeit der Produkte war, konnte es durch Offshoring (z.B. Callcenter verlegen nach Indien) passieren wegen fehlender Wettbewerbsfähigkeit bei den Lohnkosten gegenüber Billiglohnländern.
Ein Hauptproblem von der Investition von Kapital und Arbeit in Roboter ist, dass die Rendite seit Anfang der 1970 Jahre nur noch an das Kapital, nicht mehr an die Arbeit geht. Vorher wurden die Gewinne geteilt, nun wird einseitig geplündert, wie die Entkopplung der Produktivitätsentwicklung von der Lohnentwicklung überdrastisch zeigt. Dies führt zu einer beschleunigten Umverteilung von unten nach oben.
Abbildung 2 Beschleunigte Umverteilung seit 1970
Ein weiteres dramatisches Problem ist die Bildung. In den 1970ern wurden noch von der SPD in Deutschland viele staatliche Hochschulen gebaut (z.B. Duisburg, Bochum, Essen, Bremen), um auch Arbeitnehmerkindern Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Der Zugang zur Bildung sollte nach Intelligenz erfolgen, nicht nach Einkommen und Vermögen der Eltern. 1966 wurde in NRW gegen den Willen der CDU die Lehrmittelfreiheit eingeführt und die Beförderung zur Schule vom Staat bezahlt. BAföG wurde als Zuschuss oder als Kredit gewährt. 1982 aber schaffte die CDU mit Helmut Kohl wenige Monate nach Amtsantritt als Bundeskanzler BAföG als Zuschuss wieder ab, was nach Angaben der HIS GmbH zu einem Rückgang von Frauen und Arbeiterkindern unter den Studenten führte: „Nach einer Untersuchung des Hochschul-Informations-Systems (HIS) in Hannover ist die Zahl der Studenten aus unteren sozialen Schichten von 1982 bis 1994 von 300 000 auf 240 000 gesunken.“
In Großbritannien stiegen die Studiengebühren in 2010 von 6.000 auf 9.000 Pfund jährlich (ohne Lebenshaltungskosten). Am Ende des Studiums stehen dann Kinder aus der Mittel- und Unterschicht nach vier Jahren mit 36.000 Pfund Schulden ins Arbeitsleben. Zwar gibt es staatliche Darlehen und Bremsen bei der Rückzahlung, aber es ist eine Ungleichbehandlung je nach Einkommen oder Vermögen der Eltern.
In den USA sind die Verhältnisse ökonomisch noch ungünstiger. Leicht hat der Schuldenberg eine Höhe von 150.000 $ am Ende des Studiums (durchschnittlich aber 28.950 $) erreicht. Durch KI und Robotik verschlechtern sich nun die Aussichten, nach dem Studium nun eine Job zu bekommen, so dass eine Automatik wirkt, die Studenten von reichen Eltern bevorzugt und Intelligenz beim Studium nicht mehr im Vordergrund steht aufgrund ökonomischer Fehlregulation. Dies ist schädlich für die Wirtschaft.
Das Trickle Down war nicht das Herunterfallen von Wohlstand von oben nach unten, sondern Arbeitnehmer bewegten sich die soziale Leiter vermehrt nach unten: Akademiker ersetzen Facharbeiter, Facharbeiter Ungelernte. Die klassischen Auffangpositionen für temporäre Überbrückungen von Arbeitslosigkeit waren Jobs in den Fastfood-Lokalen oder im Taxi.
Die tatsächlichen Entwicklungen lassen sich heute messen und die Ergebnisse sind das Gegenteil dessen, was die neoliberale Ideologie behauptet hatte:
Abbildung 3 Wirkung der Umverteilung aus die Einkommen (zitiert nach Grabka et. al)
Grabka, Goebel, Schröder und Schupp vom Deutschen Institut für Wirtschaft haben in dem Aufsatz „Schrumpfender Anteil an BezieherInnen mittlerer Einkommen in den USA und Deutschland“ 2016 gezeigt, wie dramatisch die Umverteilung seit den 1970ern sich auf die Verteilung der Einkommen sich auswirkt. Die Einkommen der Mittelschicht schrumpfen, die der Reichen wachsen, wie aus der Abbildung oben aus diesem Artikel für die USA wie für Deutschland zu ersehen ist. Dabei sinken die Durchschnittseinkommen z.B. auch wenn der Großteil der Arbeitenden den Job bei konstanter Bezahlung (über Jahrzehnte konstant) behält und nur ein Teil durch KI und Robotik den Job verliert oder in schlechter bezahlte Jobs absinkt.
Die folgende Abbildung zeigt an welchen Stellen Künstliche Intelligenz und Robotik einkommensmindernd wirken:
Abbildung 4 Einkommensveränderungen durch KI und Robotik
Diese Effekte verschärfen sich und beschleunigen sich. Größer werdende Teile aller Schichten werden arbeitslos. Es kommt zu sozialen Verdrängungswettbewerb: Akademiker verdrängen College-Absolventen, College-Absolventen verdrängen Ungelernte, Ungelernte finden wegen Automatisierung keinen Job mehr. Vor 1970 war es Teil des amerikanischen Traumes, dass man bei einem Arbeitsplatzverlust schnell wieder einen neuen fand und dafür auch hochmobil in den gesamten Vereinigten Staaten war. Heute sinkt in den USA die Mobilität und es kommt wegen unsicherer Arbeitsverhältnisse zu einer Konsumzurückhaltung. Die Konsumzurückhaltung aber macht das Land weniger interessant für Investitionen und Produktion. Maschinen konsumieren nicht.In Deutschland sieht man das nach Kürzungen von Lohnersatzleistungen durch die Hartz-Reformen und Rentenkürzungen, dass die industrielle Fertigung vom Export hauptsächlich lebt.
Durch den Wandel in der Demografie werden diese Probleme weiter verschärft. Der russische Physiker Sergey P. Kapitza hatte 2066 in einem Bericht für den Club of Rome gezeigt, dass wachsender Wohlstand zu einer abnehmenden Fertilität führt. Statt der für den Erhalt der Bevölkerung notwendigen 2,3 Kinder im Durchschnitt je Frau ist die Fertilität in der DDR und der BRD seit Jahrzehnten bei 1,4 gewesen (seit dem Pillenknick), in Frankreich mit guter Unterstützung von Eltern ist sie auf 2,1 gesunken. Selbst in Algerien, wo früher eine Fertilität von über 6 vorherrschte, ist sie auf 2,3 gesunken nach der Befreiung von der kolonialen ökonomischen Unterdrückung. Eine Fertilität von unter 2,3 führt einerseits zur Verringerung der Bevölkerung und andererseits vorher zur Vergreisung. Wegen der guten medizinischen Versorgung aber werden die Menschen dankenswerter Weise älter. Das aber führt auch zu einem anwachsenden Bedarf an Pflegepersonal und zu einer höheren Belastung der Rentenkassen (mehr Empfänger, weniger Einzahler). Der Generationenvertrag ist gefährdet (siehe auch Arbeit bis 69 oben).
In einem solchem Umfeld dann noch die Umverteilung von unten nach oben zu beschleunigen, ist Gift für die gesellschaftliche Kohäsion. Anfang der 2000er Jahre folgte die SPD dem neoliberalen Dogma, kürzte für Reiche die Steuern (Vermögenssteuer und Kapitalertragssteuer) und nahm Kaufkraft aus dem Markt, in dem mit Hartz4 die Bezüge für Arbeitslose gekürzt wurden, statt die Problene der Sozialsysteme dadurch zu lösen, auch Reiche zur Finanzierung des Staates heranzuziehen, vom dem sie maßlos profitieren. Dadurch driftet die Gesellschaft auseinander, radikalisiert sich, läuft an den Rändern Heilsversprechen nach, statt in der Mitte Probleme zu lösen. Aus den technologisch verstärkten, ökonomischen Problemen werden dann politische Auswirkungen.
Politische Auswirkungen
Der Abbau der gesellschaftlichen Kohäsion durch beschleunigte Umverteilung von unten nach oben führt zu einem Aufwuchs der politische Parteien am rechten und linken Rand und die Mitte erodiert.
In Großbritannien hat die Abstimmung zum Brexit, dem Austritt des Vereinigten Königreiches aus der EU Teile der politischen Auswirkungen deutlich gemacht wie die FAZ schreibt:
- ältere Briten über 50 Jahre wollten mit 56% und mehr aus der EU heraus. Jüngere dagegen zwischen 18 und 24 Jahren nur mit 20&. Das mag daran liegen, dass junge Briten in der EU billiger studieren können, als zu Hause.
- In den alten Industrierevieren in Nordengland (Yorkshire) steht die Mehrheit ablehnenden gegenüber der EU. In den boomenden Gebieten in Irland und Schottland dagegen nicht, was den Zusammenhalt des Vereinigten Königreiches gefährdet.
- In den reicheren Städten wie London und Manchester wollen die Menschen in der EU bleiben. In den ärmeren Städten wollen die Menschen die EU verlassen: Liverpool (58,2% für Brexit), Leeds (50,2%), Birmingham (50,4).
- Arbeiter wollen aus der EU heraus, Gebildete nicht.
- Die neoliberale und brutale Umverteilungspolitik von Thatcher und ihren konservativen Nachfolgern inklusive der New Labour von Blair, haben Großbritannien gespalten. Erst ökonomisch, dann politisch. Folge ist heute u.a. dass die Staatsverschuldung pro Kopf in UK höher ist als in Deutschland, was die Umverteilung beschleunigt:
Großbritannien | Deutschland | |
Staatsverschuldung absolut | 2.386,65 Mrd. € | 2.178,85 Mrd. € |
Staatsverschuldung in % vom BIP | 89,5 % | 72,4 % |
Bevölkerung | 64,596 Mio. | 81,084 Mio. |
Verschuldung pro Kopf | 31.959 € | 26.867 € |
- Am rechten Rand ist die UKIP entstanden.
In Deutschland sind AfD und NPD in einigen Landesparlamenten. In Thüringen wurden die traditionellen Volksparteien als Regierungskoalitionsführer von der Partei Die Linke abgelöst, während in Baden-Württemberg Bündnis90/Die Grünen die Koalition anführt.
In Frankreich hat die Front National unter Le Pen Teil einer der kommenden Regierungen zu werden.
In den USA erodieren die Republikaner, die für die Präsidentenwahl 2016 keinen Politiker mehr als Kandidat gefunden haben, sondern den Unternehmer Donald Trump. Rechte Themen werden zunehmend von den Demokraten (z.B. durch den Clinton-Clan) besetzt, wie die Kriege in Jugoslawien, Afghanistan, Syrien, Libyen, Mali usw. Für viele Amerikaner aus der Unterschicht ist ein Job in der Army die einzig erreichbare Arbeit.
Auch in Österreich hat mit der FPÖ unter Jörg Haider ein Rechtsruck begonnen, der 2016 bis in die Präsidentenwahl wirkt, während ÖVP und SPÖ erodieren. Ähnliche Rechtsrucke beobachtet man in Ungarn und Polen sowie anderen Ländern.
In Griechenland hat die Austeritätspolitik der Troika aus EU Kommission, der Europäischen Zentralbank und des Internationalen Währungsfonds die Wirtschaft zerstört und die Wähler zu den Linken getrieben. Die Rettung der kommerziellen Banken und das nominelle Beibehalten der griechischen Schuldenhöhe (ohne reale Hoffnung auf Rückzahlung) waren der Troika wichtiger als die Prosperität Griechenlands und des Wohlstandes der Griechen. Enthemmt wird das Land geplündert und umverteilt zur Ungleichheit hin.
Anders dagegen läuft die Entwicklung dagegen in China, der Türkei und Russland. Ähnlich wie in Deutschland (Wirtschaftswunder“) und USA in den 1950ern haben diese Länder in den letzten Jahren einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung erfahren.
In China werden seit über 30 Jahren Wachstumsraten von 7-8 % erzielt, während der Westen nur noch ein Drittel bis ein Viertel schafft (auch wegen seiner konsumtiven Ausgaben in zahlreichen verzettelten, und sieglosen Kriegen ohne Beute). Über 300 Mio. Wohnungen mit zugehöriger Infrastruktur (Schulen, Straßen, Polizei, Arbeitsplätze, usw.) wurden zur Hebung der Urbanisierungsquote gebaut (derzeit von 30 auf 55% gesteigert, 70% ist das Ziel, 80 % der Durchschnitt im Westen). Das sind mehr umgesiedelte Menschen als Europa Einwohner hat.
In der Türkei ist der Wohlstand auch enorm gestiegen. Istanbul hat sich massiv vergrößert und im August 2016 ist die dritte Bosporus-Brücke eingeweiht worden, die Europa und Asien für den Straßenverkehr verbindet.
Noch krasser sind die Zahlen für Russland. Nach der Öffnung Russlands durch die Perestroika von Gorbatschow, ließ der versoffene Jeltzin die westlichen Plünderer ins Land, die enthemmt das Land abwirtschafteten. Das BIP sank von 2.300 auf 1.300 Mrd. US-$ im Jahr. Erst Putin schaffte es dann Land wieder auf das alte Wohlstandsniveau zu heben und es zu steigern.
Abbildung 5 Russlands BIP von 1989 bis 2016nach Wikipedia (Von heycci – CC-BY-SA 4.0)
Russland; China und die Türkei zeigen in den 2010er Jahren ein ähnliches Verhalten wie Deutschland in den 1950er und 1960ern: Geht es der Bevölkerung wirtschaftlich gut, ist sie bereit konservative Regierungen zu dulden bis hin zu Despoten und Diktaturen. Kippt der Wohlstand, zerbröselt die gesellschaftliche Kohäsion. Marktwirtschaftsähnliche oder kapitalismusähnliche Verhältnisse sind also Bedingungen dafür, dass fortgeschrittene Gesellschaften nicht auseinander brechen, wie man auch am Zusammenbruch der zentralen Verwaltungswirtschaften im Sozialismus Anfang der 1990er Jahre sehen konnte.
Notwendige Maßnahmen
Will man den Wohlstandsgewinn durch Künstliche Intelligenz und Robotik also nutzen, wird man einen großen Satz von volkswirtschaftlichen Parametern (ca. 40-60) ändern müssen, damit die Marktwirtschaft nicht zerstört wird und unser ökonomisches und politisches System nicht global zusammenbricht. Insbesondere muss die Ungleichheit verringert werden die z.B. Thomas Piketty sie in Das Kapital im 21. Jahrhundert intensiv empirisch gesichert beschrieb. Aus den Ausführungen oben sollte deutlich geworden sein, dass KI und Robotik nicht schädliche Anteile haben, sondern dass die Politik in den letzten Jahrzehnten eine aggressive Umverteilung von unten nach oben gefahren hat, die den Wohlstand der gesamten Bevölkerung zugunsten einer kleinen Gruppe Vermögende herabsetzt, was zu politischer Unzufriedenheit mit den korrupten Eliten führt. Einige Parameter die geändert werden müssen:
Bedingungsloses Grundeinkommen zur Kaufkrafterhaltung. Tatsächlich gibt es in Deutschland für jeden ein Grundeinkommen (Sozialhilfe, Arbeitslosengeld I und II, BAföG, Jugendhilfe, also das Sozialgesetzbuch 1-12 und andere), das aber rechtlich zersplittert ist statt bedingungslos und damit einen enormen Verwaltungsaufwand erfordert.
Eine Negative Einkommensteuer wie in den USA sollte zur Effizienzsteigerung der Verwaltung eingeführt werden. Damit kann dann auch die Höhe des bedingungslosen Grundeinkommens eingestellt werden. Aus den Fachbehörden sollten alle finanziellen Transaktionen herausgenommen werden und den Finanzämtern übertragen werden, um Mehrfachinfrastrukturen ohne Nutzen abzubauen. Die Fachbehörden sollten sich auf Fachtätigkeiten konzentrieren (Arbeitsvermittlung, Familienhilfe, Sozialberatung, Studienberatung, usw.).
Ein weiterer Ansatz für eine gerechtere Verteilung mit weniger Ungleichheit ist die Maschinensteuer (in Österreich als Wertschöpfungsabgabe derzeit im Gespräch). Dabei folgt man dem Gedanken, dass die Arbeit von Robotern genauso besteuert wie die Arbeit von Menschen mit Lohnsteuer belegt wird.
Produktivitätsgewinne (Effizienzgewinne) sollten wieder wie früher geteilt werden zwischen Kapital und Arbeit wie in den 1950ern bis 60ern, um die soziale Kohäsion wieder zu erhöhen.
Vermögensbesteuerung und Einkommenssteuerung zur Säule der Staatsfinanzen machen, nicht die Verbrauchssteuern wie jetzt (19% MwSt.), weil auch mit der Mehrwertsteuer (zweitgrößte Säule des Bundeshaushaltes neben der Einkommenssteuer/Lohnsteuer).
Erbschaftssteuer wie normale Einkommenssteuer behandeln als Einkommen ohne Arbeit
Abbau von Steuerprivilegien für Reiche nach Einkommensart aus Kapital oder Arbeit (25% Kapitalertragssteuer, 45% Einkommenssteuer).
Die Staatsverschuldung muss abgebaut werden. Sie privilegiert Personen, denen vorher Steuern erlassen wurden (Erbschaftssteuer, Vermögenssteuer, Kapitalerlassteuer), die ihre Steuerersparnisse in Staatsanleihen anlegen und damit verdienen, statt wie Unprivilegierte den Staat mit zu tragen.
Durch den Abbau von Steuerflucht müssen Steuergesetze so umgesetzt werden, wie sie gemeint sind. Die Panama-Papers haben gezeigt, dass Reiche der Steuerpflicht in ihren Heimatsstaaten entfliehen, in dem sie anonyme Briefkastenfirmen in Steuervermeidungsoasen gründen, die dort keinem operativen unternehmerischen Zweck dienen, sondern lediglich der Verdunkelung der Vermögen und Einkommen sowie der Hinterziehung von Steuern oder dem Verdecken anderer kriminellen Geschäfte dienen. Hier muss endlich die Globalisierung vorangetrieben werden und weltweit Standards eingeführt werden, die in Unternehmensregistern die wirtschaftlich begünstigten natürlichen Personen erfasst werden. Der Verzicht auf das schweizerische Steuergeheimnis bei Ermittlungen von US-Behörden hat hier den richtigen Weg gezeigt.
Austeritätspolitik muss beendet werden. Ein besonders krasses Beispiel ist Griechenland. Als das Land schon fast zahlungsfähig war, hat die deutsche Bundesregierungen 2012 noch neue Kredite für Waffen abgesichert. Bei der vollständigen Zahlungsunfähigkeit hat Deutschalnd dann darauf bestanden, dass die Kredite nicht abgeschrieben werden, sondern durch eine Austeritätspolitik das Land für die Waffenkredite ausgepresst wird: Reduktion der Kosten des Gesundheitswesens auf 6% vom BIP (zum Vergleich: USA in 2013 16,4%, Deutschland 11%), Rentenkürzungen, Vergütungskürzungen, Verkäufe von Staatseigentum zu Spottpreisen (Flughäfen, Häfen, etc.). Durch eine verfehlte Finanzpolitik werden Märkte hier zerstört. Stiglitz beschriebt das in Die Chancen der Globalisierung auch für das Beispiel Argentinien. Als Gegenbeispiel zur Austeritätspolitik ist immer wieder auf die ökonomische Politik von Roosevelt in den 1930er Jahren hinzuweisen, der die Folgen der Weltwirtschaftskrise nicht wie Brüning mit Totsparen und damit Steigbügelhalten für den Faschismus bekämpfte, sondern durch Staatsinvestitionen nach Keynes die amerikanische Wirtschaft wieder ankurbelte.
Das sind einige Maßnahmen von vielen, die das Gleichgewicht zwischen Kapital und Arbeit wieder herstellen können, um einen leistungsfähigen Kapitalismus zu erhalten, der nicht durch falsche Parameter die Ungleichheit fördert und sich selbst abschafft, wie Stiglitz befürchtet.
Zusammenfassung
Zusammenfasend lässt sich sagen, dass nicht KI und Robotik den Kapitalismus gefährden, sondern in den letzten Jahrzehnten von der Politik viele ökonomische Parameter falsch gesetzt wurden, die nun unser ökonomisches und politisches System in ihrer Stabilität gefährden. Es wird viel Mut brauchen, diese Parameter wieder so einzustellen, dass und Märkte (Konsumgüter, Arbeit, Finanzen) stabil laufen. Man sollte nicht vergessen, dass die drei großen monotheistischen Religionen das Paradies als wünschenswerten Zustand für die Menschheit anstreben. Das bedeutet auch, eine arbeitsfreie Zone. Auf dem Weg dahin können uns KI und Robotik helfen. Dafür müssen wir aber die Weichen richtig stellen, damit der Zug in schneller Fahrt nicht entgleist.
Weiterführende Literaturhinweise weiterführende
- Friedrich Ebert Stiftung: Ungleichheit und makroökonomische Instabilität. 2016
- Yanis Varoufakis et al.: Bescheidener Vorschlag zur Eurokrise. 2015
- Martin Ford: The Rise of the Robots and the Threat of Mass Unemployment. 2015
- Joseph Stiglitz: Why Capitalism is Failing.2014. Youtube-Video eines Stiglitz-Vortrages.
- Thomas Piketty: Das Kapital im 21. Jahrhundert. 2014
- Jeremy Rifkin: Die Nullgrenzkostengesellschaft. Das Internet der Dinge, kollaboratives Gemeingut und der Rückzug des Kapitalismus. 2014.
- Yanis Varoufakis: Time for Change. 2013
- Josef Stiglitz: Die Chancen der Globalisierung. 2006.
- John Perkins: Bekenntnisse eines Economic Hit Man. Unterwegs im Dienst der Wirtschaftsmafia. 2004