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Wanderung im Landkreis Teltow-Fläming

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Jüterbog im Fläming südlich von Berlin gehört heute zum Land Brandenburg. Es war aber nie Teil der Mark Brandenburg: Dennoch erwähnt es Theodor Fontane (siehe Bild rechts 1863) die Fläminger am Rande in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg: “So gibt Fonatne eine Beschreibung des Geschichtsschreibers des Flämings (Rektor Telle zu Jüterbog) aus den 1870er Jahren wie folgt wieder: Sie halten viel auf gute Zucht, sind kirchlich, ernst in Haltung und mäßig im Genuß. Ausschweifung und Trunkenheit sind bei ihnen seltener als anderswo. Diese Charakterisierung kommentiert Fontane mit dem Satz: So sind die „eigentlichen“ Fläminger.” (zitiert nach Fläming). Es handelte sich um zugewanderte Flamen aus Flandern in Belgien. Von daher war schon vor hunderten von Jahren die multikulturelle Gesellschaft der Normalfall. Auch heute noch lohnen sich Wanderungen durch Brandenburg. Davon soll die Rede sein.

Anreise

Zunächst geht es von Berlin aus mit der Eisenbahn nach Jüterbog. Man kann mit der Deutschen Bahn AG z.B. mit einem Regionalexpress von Hauptbahnhof/Südkreuz/Lichterfelde-Ost fahren oder mit de ODEG über Wannsee und Beelitz hinten rum. (In beiden Fällen ist der Erwerb eine richtigen Fahrkarte nicht so einfach: die Bahn behauptet online, man könne keine Preisauskunft geben (wäre ja auch zu viel verlangt für das eigene Angebot) J, man müsse beim Verkehrsverbund buchen ( VBB.de). Die sagen dann, es gälte sogar die Bahncard50 für die man 25% Rabatt bekäme (das gibt es in anderen Bundesländern auch, z.B. in Schleswig-Holstein). Aber als geübter Bahnfahrer lässt man sich von Automatenterror nicht davon abhalten, das Land zu bereisen. Nicht mal von der Arschcard 100.

Wanderweg

Mit Google Maps wird vorher der Wanderweg geplant. Da die beiden Köter mit sind, geht es nicht in die Stadt sondern ins Grüne. Erst in ein verlassenes Militärgelände nordwestlich von Jüterbog, dann auf dem Skaterweg am Skaterdorf Neuheim vorbei zum Dorf Grüna. Kurz darauf ist man im Bereich des Klosters Zinna, von wo es wieder auf dem Skaterweg zurück zum Bahnhof Jüterbog geht.

Die Route lässt sich komfortabel mit Google Maps planen, in dem man mit den ersten beiden Punkten für die Routenplanung beginnt, dann weitere Punkte hinzufügt und dann den Weg mit der Maus anfassen und verschieben. Je nachdem, ob man lieber durch den Wald oder übers Feld gehen will, oder noch bestimmte Ziele anreisen will. Man sieht dann, wie lange die Wanderung bei 5 km/h dauert. Zur Not kann man auch sehen, welche Verkehrsmittel erreichbar sind.

Zu Fuß sollte es 2 Stunden 44 Minuten über 13,5 km gehen. Mit Pausen und Schlenkern waren es fünf Stunden. Unser Wanderweg ist auf dem Bild angezeigt:

Kurz nördlich vom Bahnhof führt eine Fußgängerbrück über die Eisenbahn, über die man zum Militärgelände, zum Truppenübungsplatz und in die Freiheit aufs flache Land kommt.

Bahnhof Jüterbog

Militärgelände

Jüterbog ist durch eine lange Militärgeschichte geprägt. Im dreißigjährigen Krieg kämpften hier die Schweden. Napoleon war auf der Rückreise von Russland in Großbeeren davon abgehalten worden, Berlin zu plündern, und von Alliierten nach Leipzig zur Völkerschlacht 1813 getrieben worden, wo dann de Befreiungskriege ihr Ende nahmen.  Die Nazis konnten zahlreiche Militäranlagen übernehmen (meist aus rotem Backstein), wie sie z.B. im Lexikon der Wehrmacht für den Truppenübungsplatz Jüterbog (7.200 ha!) oder dem Standort Jüterbog dokumentiert sind. Die Stadt Jüterbog führt auch militärhistorische Führungen durch. Von Berlin aus erreicht man bis 1922 Jüterbog auch mit der Königlich Preußischen Militär-Eisenbahn. 1994 rückten die Russen ab. Die Bunkersachsen sind vom Militärmuseum Altes Lager ganz begeistert. Die Militärbegeisterung z.B. auch im Garnisonsverein St. Barbara, wo auch Helden der SS gefeiert werden, wie die taz in 2000 schreibt, ist nicht ganz unumstritten.

Für den Wanderer ist das nicht direkt relevant sondern eher Hintergrundinformationen dazu, was er zu sehen bekommt. Heute sind die Militärgelände verlassen, was auch mit einem Bevölkerungsrückgang in Jüterbog einhergeht von 15 283 Einwohnern in 1989 auf 12 131 in 2013. Schon kurz nach dem Bahnhof erreicht er verlassene Militärbauten. Mitten im Gebüsch findet er verlassene Militärruinen (gerade noch begehbar, Helm und Seil wären angemessen), deren Verrottung fortgeschritten ist.

Verlassene Militärruinen

Schon hart an Dornröschen erinnern verrottete Ruinen, die gänzlich von Bäumen wieder eingeschlossen worden sind. Die Natur braucht uns nicht:

Im Anschluss an den dichten Wald findet sich ein riesiger, verlassener Truppenübungsplatz, der begehbar ist. Nicht gesperrt, nicht geheim. Keine US-Spione und ihre deutschen Helfer. Hier wird es dann schon heideartig:

Skaterweg

Das Militärgelände grenzt an Neuheim,  wo man mit dem Skaterweg “Fläming-Skate“. Rund 230 km führt eine fein asphaltierte, 3 m breite Bahn durch den Fläming. Hier fahren Skater, Fahrräder und es gehen auch Fußgänger in friedlicher Koexistenz. Der Vorteil für Fußgänger von der Bahn ist, dass man nicht auf eine Straße mit Autos muss. Ansonsten ist man auf dem flachen Land und kann das Auge weit schweifen lassen:

Am Pfingstmontag 2015 blühte hier auch der Mohn am Feldesrand:

Das Streckennetz des Flaming-Skates findet sich auch in Google Maps. Auf einer PDF-Karte sieht man dann auch die zahlreichen anderen Attraktionen wie Unterkünfte, Gaststätten, Bahnanschlüsse und alles was der Skater braucht. Unsere Wanderung führte uns über den Rundkurs 3.

Dorf Grüna

Das Dorf Grüna ist ein Ortsteil von Jüterbog. Es ist ein winziges Dorf mit einer in der Umgebung üblichen Siedlungsstruktur: Kirche und Dorfweiher in der Mitte. Straße drum herum und ein paar Häuser und Höfe rechtwinklig angeordnet. Es gehörte früher zum Kloster Zinna.

Dorfkirche Grüna

Kloster Zinna

Das Kloster Zinna ist einerseits ein Dorf und andererseits ein ehemaliges Zisterzienser-Kloster, das 1170 aus Magdeburg heraus gegründet wurde. Leider war das Hauptschiff der Kriche abgesperrt wegen Renovierung. Der Kreuzgang, der im dortigen Klostermuseum noch zu sehen war, existiert nicht mehr. Aber eine berühmte Schnapsbrennerei in der Abtei verkauft noch berühmten Schnaps (Kräuterlikör Zinnaer Klosterbruder). Viel zu sehen gibt es im Museum nicht, aber es ist wohlsortiert und in den 5 € Eintritt ist auch eine Schnapsprobe enthalten (Weingeist statt Heiliger Geist). In der Ausstellung kann man einiges über den Zisterzienserorden erfahren, wie z.B. das Orgchart eines Klosters, das man beim Namen der Rose gut hätte gebrauchen können:

In der Abtei geht es ein wenig gotisch zu, während die Kirche noch spätromanisch errichtet wurde.

Abtei Kloster Zinna

Von Kloster Zinna aus kommt man auf dem Weg nach Jüterbog zurück an schönen Wiesen vorbei.

Rückfahrt

Wir waren zwar pünktlich für die Rückfahrt am Zug, aber es reichte nicht für das Lösen einer Fahrkarte. Der Lokfahrer meinte, dass wir im Zug keine Fahrkarte lösen konnten, so dass wir statt der Bahn mit der ODEG fuhren und eine Stunde verloren auf dem Weg über Wannsee und Steglitz statt direkt nach Lichterfelde-Ost (knappe halbe Stunde).

Schlussfolgerung

Jüterbog liegt schon soweit südlich, dass der Touristenverkehr überschaubar ist. Im Wald trifft man nur den Förster, auf den Skaterwegen ist schon mehr Verkehr. Aber man sieht Sachen, an denen man als Autofahrer nicht vorbeikommt. Schöne Wanderung!


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